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Friedrich Wilhelm Möller

Von Wolfgang Wicklein

Der Musiker und Komponist Friedrich Wilhelm Möller wurde am 11. November 1911 in Gelsenkirchen geboren. Seine Eltern Wilhelm Möller und Anna, geb. Wehling, entdeckten schon früh die außerordentliche Musikalität ihres Sohnes und förderten ihn, wo immer es möglich war. Bereits vor und während der Grundschulzeit lernte er Violine und Zither, später auch Gitarre, Trompete und Xylophon. Nach dem Abitur 1929 studierte er bei Professor Schepeler an der Folkwang-Hochschule für Musik in Essen.

Bis 1939 wirkte Friedrich Wilhelm Möller als Musiker und Bandleader in verschiedenen Unterhaltungsorchestern. 1937 hatte er Else Ortwein geheiratet, im selben Jahr wurde Dieter, vier Jahre später Margret geboren. Während des 2. Weltkrieges diente Friedrich Wilhelm Möller im Marine-Musikkorps in Wilhelmshaven und wurde zur Frontbetreuung in Holland und Frankreich eingesetzt.

Nach der Entlassung zog er nach Obernkirchen in der Nähe von Hannover, wohin seine Frau mit den beiden Kindern sowie seine Eltern während des letzten Kriegsjahres evakuiert worden waren. 1948 trennten sich Friedrich Wilhelm und Else. Sie ging mit den Kindern zurück in ihre Heimatstadt Gelsenkirchen.

Mit verschiedenen Bands – u.a. „Hans Hermann“ – zog Möller musizierend durch das gesamte englische Militärgebiet. Nach der Währungsreform versuchte er sich zusätzlich als Gastwirt der „Liedschänke“ in Obernkirchen. Ein wichtiger Grund, in der kleinen Stadt zu bleiben, war aber seine fünf Jahre jüngere Schwester Edith Möller, die mit Erna Pielsticker 1947 aus Hessisch Oldendorf nach Obernkirchen gezogen war. Beide Frauen kümmerten sich dort beruflich um die vielen Flüchtlingskinder in Stadt und Umland. Musik war stets dabei, so dass mit den neuen, von Friedrich Wilhelm Möller auf Texte seiner Schwester komponierten Liedern 1948 der „Obernkirchener Kinderchor“ entstand, anfangs auch „Obernkirchener Stadtmusikanten“ genannt. Friedrich Wilhelm Möller vertonte für den Chor zahlreiche Märchen, was diesem 1949 den naheliegenden Namen „Schaumburger Märchensänger“ eintrug.

Die Band um 1949:
Links: unbekannt (Akkordeon)
Mitte: Friederich Lindemeier (Kontrabass), langjähriger Bürgermeister von Gelldorf
Gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Möller begleitete er von 1948 bis Sommer 1954 die Schaumburger Märchensänger
Rechts: Friedrich Wilhelm Möller, Komponist des Hits Der Fröhliche Wanderer und vieler weiterer Lieder auf Texte seiner Schwester Edith Möller

Die englische Militärregierung war in Norddeutschland um Ausgleich, Normalität und Partnerschaft zwischen England und Deutschland bemüht. Von der Vitalität, Natürlichkeit und der außergewöhnlichen Musikalität des jungen, noch unbekannten Obernkirchener Kinderchores überzeugt, verschaffte sie dem Chor gezielt Auftritte. Der Besuch des Ipswicher Mädchenchors, der im Frühjahr 1950 mit vielen Konzerten das ganze englisch besetzte Norddeutschland bereiste, brachte die große Chance: Die Schaumburger Märchensänger wurden ausgewählt, als eine der ersten deutschen Jugendgruppen für zwei Wochen nach England zum englischen Partnerchor zu reisen.

um 1956 Höxter: Das Hotelauto

Diese Einladung ging als „Obernkirchener Wunder“ in die Geschichte ein. Im Herbst 1950 fuhren fast 60 Kinder und Jugendliche in Begleitung eines englischen Offiziers in das gedanklich noch „feindliche Ausland“. Ihr Ziel war Ipswich, Konzerte in Felixstowe, Cornhill, London und Cambridge schlossen sich an. Mitgereist waren Friedrich Wilhelm Möller, Komponist vieler Lieder und Gitarrenbegleiter des Chores, und seine Band. Es wurde ein unvergleichlicher Erfolg.

Dieser Erfolg mündete 1953 in einen überraschenden weltweiten Triumph. Abseits der Festivalbühne des 4. International Musical Eisteddfod in Llangollen/Wales stimmte der Chor zum eigenen Vergnügen das Lied „Mein Vater war ein Wandersmann“ an – als er während einer Wettbewerbspause auf der Wiese lagerte. Das Lied war bis dahin unbekannt und auch nicht im Wettbewerbsprogramm, in Llangollen wurde es nun durch Zufall entdeckt. Als Techniker der BBC den Chor auf der Wiese singen hörten, nahmen sie ihn spontan an Ort und Stelle auf – nicht etwa im Studio. Innerhalb von drei Tagen sollte dann diese Aufnahme dieses Lied über Rundfunk weltweit bekannt machen. Das vom „Obernkirchen Children’s Choir“ (engl. Name der „Schaumburger Märchensänger“) deutsch gesungene Lied von Friedrich Wilhelm Möller eroberte im Sturm die Herzen der ganzen englischsprachigen Welt. Der Text stammt von Florenz Friedrich Sigismund, Edith Möller hat nur wenige Worte und den Schlußrefrain leicht geändert.

Ein Jahr später, nach der ersten Schallplattenaufnahme für Parlophone, stieg dieses Lied (immer noch deutsch gesungen) für 23 Wochen bis auf Platz 2 der UK Single Charts. Mit den Jahren wurde „Der Fröhliche Wanderer“ in über 80 Sprachen übersetzt und erhielt den englischen Titel „The Happy Wanderer“ von Antonia Ridge. Im Jahre 1955 drehte Hans Quest für die Berolina Film GmbH den Kinofilm „Der fröhliche Wanderer“ mit Rudolf Schock, Elma Karlowa, Waltraut Haas, Willy Fritsch und den Schaumburger Märchensängern.

11. April 1954 London: Konzert in der Royal Festival Hall
Im April 1954 starteten die Schaumburger Märchensänger ihre erste professionelle Konzerttournee durch England.
Nur zwei Wochen lang,  aber mit 11 ausverkauften und begeistert aufgenommenen Konzerten, mehreren Fernsehaufnahmen, Livemitschnitten und Radiosendungen, wurde diese Fahrt ein riesiger Erfolg und Start für ein weltweites Engagement.
Hier konzertiert der Chor in der Royal Festival Hall in London.
Mit dabei Friedrich Lindemeier (Kontrabass) und Friedrich Wilhelm Möller,
er verbeugt sich gerade.

Doch zurück zu Friedrich Wilhelm Möller. Im Sommer 1954 beendete er sein musikalisches Wirken. Er verließ mit seiner neuen Partnerin Obernkirchen und kaufte sich aus dem Erlös seines Welthits ein großes Hotelanwesen in Höxter, „Der Fröhliche Wanderer“. Dort heiratete er 1957 seine Ilse, geb. Reinhold. 1962 wanderten beide nach Catalonia in Spanien aus. Friedrich Wilhelm Möller baute sich dort ein Refugium zum Musizieren. In den angeschlossenen Tierstallungen widmeten sie sich der Tierzucht und der Pferdedressur. Berühmte, vor allem im spanischen Raum bekannte Pferde, nahmen von dort ihren Ursprung.

Am 8. Oktober 1993 verstarb Friedrich Wilhelm Möller kurz vor Vollendung seines 82. Lebensjahres in Segur de Calafell.

1964 Segur de Calafell, Spanien: Willi und Fandango