Die Geschichte des Chores Schaumburger Märchensänger
Viele Chorfreundschaften: 1986 – 1994
Von Britta Kirchhoff und Remon Sperr
Beim Jugendchortreffen in Aschaffenburg lernten wir 1985 den ungarischen Kinderchor „Petöfi“ aus Debrecen kennen, der danach für eine Woche bei uns zu Gast war. Ein Gegenbesuch folgte kurze Zeit später. Durch den alle zwei Jahre in Wolfenbüttel stattfindenden „Eurotreff“ des „Arbeitskreis Musik in der Jugend e.V.“ bildeten sich jeweils mit den dort angetroffenen Chören Freundschaften, die zu weiteren Gegenbesuchen führten. So reisten wir 1988 zum spanischen Chor „Coral Kodaly“ nach Murcia, mit dem wir einen tollen bunten Abend in Faschingskostümen feiern durften und 1989 zum polnischen Chor „Zensky“ nach Ostrow Wielkopolsk / Krakau, wobei wir viel über die Kultur des Landes und seiner Komponisten (Chopin) lernen konnten. Insgesamt nahmen wir von 1987 – 1995 fünfmal in Folge am „Eurotreff“ teil. Eine weitere Teilnahme folgte ein paar Jahre später.
1988 folgte die Aufnahme der CD „Lerchengesang“ (Chorliedern der Romantik) mit Prof. Siegfried Schick am Flügel. Die Aufnahme fand in der Aula des Neuen Gymnasiums in Stadthagen statt.
Bei den Fernsehaufnahmen zur ZDF-Sendung „Sonntagskonzert“ in Wolfenbüttel wurde das Lied „Die Deutsche Märchenstraße“ uraufgeführt. Dort durften wir Hans Bierbrauer kennenlernen, besser bekannt unter dem Namen „Oskar der Schnellzeichner“ (Dalli Dalli).
Insgesamt zweimal durften wir Anfang der 90er nach Japan reisen. Diese Auslandsreisen waren keine Tourneen. Vielmehr wurden wir von der „Zenrin Leisureland AG“ ins „Glückskönigreich“ eingeladen, um dort täglich bis zu fünf Auftritte zu absolvieren. Das Glückskönigreich war ein Familienpark mit Nachbauten der Deutschen Märchenstraße, einigen Fahrgeschäften sowie einem schön angelegten Park. Während wir 1990 für vier Wochen nach den Osterferien im Park verweilten, konnten wir 1992 für insgesamt sechs Wochen in den Sommerferien Land und Leute kennenlernen. Auf die Fahrten durften jeweils 30 Chormitglieder mitkommen, so dass einige traurig waren, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie nicht mitfahren durften. Während der Verabschiedung am Abreisetag kullerten zahlreiche Tränen.
Begleitet wurden wir vom Bückeburger Bürgermeister Helmut Preul, unserer Geschäftsführerin Gudrun Wuttke und der Elternvertreterin Gitta Vonscheidt. Deren Aufgabe war neben der Übernahme der geschäftlichen Dinge, natürlich die Betreuung von uns Kindern. Ob es ihnen gelungen ist, die wilde Kinderschar zu bändigen?
Wir können sagen, dass wir sehr viel Spaß mit ihnen hatten. 1992 eröffnete der Park das nachgebaute Schloss Bückeburg, welches in etwas kleinerem Maßstab des Originals als Hotel konzipiert wurde. Wir gaben ein tolles Einweihungskonzert im Großen Festsaal. Auf der zweiten Fahrt nach Japan freundeten wir uns mit den ebenfalls dort weilenden Gästen aus Dresden an. Daraufhin waren wir für zwei Jahre zu Gast auf dem berühmten Dresdener Striezlmarkt. Aus dieser Freundschaft erwuchs der Plan einer weiteren CD-Aufnahme. Der „Klingende Regenbogenbrunnen“ wurde unter anderem im Palais Bückeburg eingesungen. Anschließend mussten wir dann zu weiteren Aufnahmen noch einmal nach Dresden reisen, um die CD zu finalisieren.
Besonders dankbar waren wir schon damals für die Unterstützung der jeweiligen Schulen, wenn es hieß, dass die Schaumburger Märchensänger zu Konzerten, TV-Auftritten, Plattenaufnahmen oder Auslandsreisen aufbrechen sollten. Ein Schüler durfte sogar sein Abitur vorschreiben, damit er mit nach Japan reisen durfte. Wie selbstverständlich war es ebenfalls für uns ältere Chormitglieder, sich um die Jüngeren zu kümmern. Während der Fahrten im Bus oder im Ausland haben wir bei schulischen Herausforderungen geholfen oder über Heimweh hinweggetröstet. Das Säubern des Busses wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Mehrere Fernsehaufnahmen fügten sich in den weiterhin vollen Konzertplan ein.
Prinz Alexander zu Schaumburg Lippe heiratete Marie-Louise „Lilly“ Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Wie groß war die Aufregung, als es hieß, wir sollten bei der Hochzeit singen. Um einen noch voluminöseren Klang zu bieten, kamen deshalb 1993 einige ehemalige Märchensänger sowie Schülerinnen und Schüler des Viktoria Luise Gymnasiums aus Hameln, an dem unser Chorleiter mittlerweile tätig war, zu den Proben dazu und unterstützten uns. Aufgeführt wurden Auszüge aus der f-Moll-Messe von Anton Bruckner. Auf Einladung des Hochzeitspaars, durften einige von uns anschließend mit ins Festzelt, um kräftig mitzufeiern.
Friedrich-Wilhelm Tebbe leitete im April 1994 sein letztes Konzert und die Märchensänger standen danach mehrere Monate lang ohne Chorleiter da. Es lagen jedoch Konzerte und eine für den Herbst geplante Reise zum befreundeten ungarischen Chor „Young Musiikc Friend´s Choir of Szeged und zum Kinderchor nach Szentes an. Eine naheliegende Lösung fand sich: Ich (Remon, Chormitglied seit 1980), übernahm bis zum Ende des Jahres die Leitung der Chorproben, der damalige Musikschulleiter Nikolaus Dietrich dirigierte die meisten Konzerte; er begleitete uns auch nach Ungarn und leitete das traditionelle Weihnachtskonzert im Rathaussaal. (Für die Schulung der Chöre II und III war Heiko Deterding verantwortlich). Musikalische Begleitung war in dieser Zeit der Akkordeonist Thomas Kampe, Fachlehrer an der Musikschule Schaumburger Märchensänger. Den letzten Auftritt 1994 dirigierte ich auf dem Weihnachtsmarkt in Rinteln.