Friedrich-Wilhelm Tebbe
Von Friedrich Wilhelm Tebbe und Remon Sperr
Friedrich-Wilhelm Tebbe wurde am 31. Mai 1945 in Rotenburg/Wümme als Sohn des Theologen Fritz Tebbe und seiner Frau Eva, geborene Berger geboren. Früh erhielt er Klavierunterricht bei Heinz Klein. In seiner Jugendzeit machte er als Mitglied des Schulchores und als Posaunist im Schulorchester am Stiftischen Humanistischen Gymnasium in Mönchengladbach seine ersten musikalischen Erfahrungen, u.a. mit Bachkantaten und Oratorien. In der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach hörte er 1957 zum ersten Mal die Schaumburger Märchensänger.
Im Alter von 15 Jahren begann Friedrich-Wilhelm Tebbe mit dem Orgelunterricht beim Stadtkantor von Hannover, Gustav Sasse. Seinen ersten Auftritt als Sänger hatte er 18jährig in der Schul-Oper „Die vier Winde“ von Heinz Christian Schaper. Er sang die Rolle des Müllers, die Hauptpartie. Diese Oper wurde auch im NDR gesendet. Nach dem Abitur 1966 am Ratsgymnasium studierte er an der Hochschule für Musik und Theater, beides in Hannover: Hauptfach Gesang in der Opernabteilung bei Otto Köhler und Orgel bei Elinor von der Heyde-Dohrn. Sein Spezialgebiet waren von Anfang an die einschlägigen Partien für lyrischen Bariton, die er 1970 erfolgreich auf der Bühne präsentierte.
In Wien, Verviers und Kaiserslautern sang er den rossinischen Figaro und während einer Tournee gemeinsam mit dem Hochschulorchester sowie in Mannheim den Papageno (aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart). Als Liedersänger gab er zwischen 1969 und 1980 über 200 Liederabende in Westeuropa mit seinem Klavierbegleiter, Kapellmeister Gottfried Weisse, der später noch fünf Jahre lang die Schaumburger Märchensänger begleiten sollte. In den USA erhielt er 1971 anlässlich einer Tour durch German Clubs und Veranstaltungen der Community Concert Associations seine beste Rezension: „It’s a fate of all baritones to be measured against Dietrich Fischer-Dieskau and Hermann Prey. And if Friedrich-Wilhelm Tebbe passes this comparions in all honor, that may be a high honor for him.“ (John Rockwell NT 1971)
Zusätzlich studierte Tebbe ab 1969 Schulmusik. Nach dem Examen und einer Erweiterungsprüfung zum Staatl. anerkannten Lehrer für Sologesang studierte er auf Anraten seines Gesanglehrers musikalische Ensembleleitung bei Felix Prohaska in Hannover und später an der Universität Mainz bei Sergiu Celibidache (1991/92), der ihn maßgeblich beeinflusste. Während seiner Tätigkeit als Musiklehrer am Gymnasium Stadthagen leitete er eine Theater-Arbeitsgemeinschaft, die überregionale Bedeutung erlangte. Gleichzeitig leitete er die Schulchöre und war von 1977-1994 Kantor in Bergkirchen an der St. Katharinen Kirche. Gleichzeitig gründete er mit dem Oberstufenchor des Stadthäger Gymnasiums und den Eltern der Choristen die Schaumburger Kantorei Bergkirchen, mit der er Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen und einen Jahrgang Bachkantaten mit weltberühmten Solisten wie Charlotte Lehmann, Hanna Schwarz, Lioba Braun, Theo Altmeyer, Hermann Prey, Gerd Nienstedt u.a. aufführte. Eine Erweiterungsprüfung als Kapellmeister bestand er Ende 1980.
Auf Bitten des Bückeburger Bürgermeisters Helmut Preul übernahm Friedrich-Wilhelm Tebbe im Juni 1980 die Leitung der Schaumburger Märchensänger. Er organisierte geschickt den Chor neu: Da es bis auf sechs Choristen keine Mitglieder mehr gab, brachte er 26 Sängerinnen und Sänger seines Oberstufenchores aus Stadthagen mit.
In kürzester Zeit wurden die Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck sowie ein komplettes Weihnachtsprogramm einstudiert. Sein erstes Konzert mit den Schaumburger Märchensängern fand 1980 in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach statt, dort wo Friedrich-Wilhelm Tebbe 23 Jahre zuvor den Chor das erste Mal hörte.
Friedrich-Wilhelm Tebbe spielte zu Beginn seiner Tätigkeit als Chorleiter mit den „Kleinsten“ der Schaumburger Märchensänger eine mehrteilige Kinderliederserie auf Kassette bei Miller-International ein. Es folgten weitere Aufnahmen mit Weihnachts- und Schlafliedern, mit dem Konzertchor Schallplatten mit Volksliedern sowie Aufnahmen mit Hermann Prey und die CD „Lerchengesang“ mit Chorliedern der Romantik.
Zahlreiche Fahrten führten Friedrich-Wilhelm Tebbe als Chorleiter der Schaumburger Märchensänger ins europäische Ausland und nach Übersee. Auf Einladung von Atsuo Nishi war Friedrich-Wilhelm Tebbe mit dem Chor 1990 und 1992 für insgesamt 10 Wochen Gast im „Glückskönigreich“ in Japan.
Sein letztes Konzert mit den Schaumburger Märchensänger gab er nach 14 Jahren Chorleitung in Freiberg (Sachsen).
Zum 1. Januar 1995 wurde Friedrich-Wilhelm Tebbe an die internationale Universität Dannunziana in Italien berufen und am 4. März in Rom zum Professor inauguriert. Bis 2010 lehrte er die Fächer Dirigieren und chorische Stimmbildung vornehmlich in Padua.
Friedrich-Wilhelm Tebbe dirigierte u a. die Göttinger Philharmoniker, die Hamburger Symphoniker, die Radiophilharmonie Hannover, das Niedersächsische Staatsorchester Hannover, die Dortmunder Philharmoniker, das Mainzer Kammerorchester, das Pannonia-Orchester und das von ihm gegründete Bückeburger Bach-Orchester. Er begleitete viele Chöre von Rang mit seiner Stimmbildung und dirigierte zwölfmal den Chor des NDR.
Schon vor seiner Tätigkeit als Chorleiter der Schaumburger Märchensänger war er der UNICEF verbunden und leitet seither viele Aufführungen für die Organisation im In- und Ausland.
Am 2. Oktober 2021 verstarb Friedrich-Wilhelm Tebbe
in Bad Nenndorf.